728 x 90

Steigende US-Staatsverschuldung beunruhigt Finanzmärkte – Droht ein weltwirtschaftlicher Machtverlust?

Steigende US-Staatsverschuldung beunruhigt Finanzmärkte – Droht ein weltwirtschaftlicher Machtverlust?

Wachsende US-Staatsverschuldung alarmiert internationale Finanzmärkte

Die rapide zunehmende Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten sorgt zunehmend für Unruhe auf den globalen Kapitalmärkten. Weltweit registrieren Finanzinstitute und Ökonomen ein wachsendes Misstrauen gegenüber der amerikanischen Fiskalpolitik. Zu den Akteuren, die sich besorgt äußern, zählen namhafte Institute wie die US-Investmentbank Goldman Sachs, die zur Deutschen Bank gehörende Vermögensverwaltung DWS Group, die italienische Großbank UniCredit sowie die deutsche staatliche Förderbank KfW.

Obwohl derzeit keine akute Schuldenkrise in den USA erwartet wird, betonen immer mehr Marktbeobachter, dass das Risiko einer schwerwiegenden Krise innerhalb der nächsten Jahre nicht ausgeschlossen werden kann. Während einige Marktteilnehmer – darunter etwa der Rückversicherer Munich Re – die USA weiterhin als sicheren Anlagehafen einstufen, wächst der Eindruck, dass die fiskalische Stabilität der größten Volkswirtschaft der Welt zunehmend auf wackeligen Beinen steht.

Schwindender Handlungsspielraum – wachsende Risiken

„Die Vereinigten Staaten verfügen zwar noch über gewisse Anpassungsmöglichkeiten“, erklärt Christian Scherrmann, der für die DWS als USA-Experte tätig ist. „Doch der Spielraum für Fehler wird stetig kleiner.“ Laut Scherrmann besteht die Gefahr, dass eine zu lange hinausgezögerte Kurskorrektur zu einer sogenannten „nichtlinearen Finanzkrise“ führen könnte – einer Situation also, in der das Vertrauen der Märkte plötzlich und dramatisch verloren geht. Der Begriff „nichtlinear“ beschreibt dabei das Phänomen, dass große Krisen oft überraschend und abrupt auftreten, ohne sich vorher klar anzukündigen.

Schuldenstand hat sich binnen eines Jahrzehnts verdoppelt

Ein Blick auf die aktuellen Zahlen verdeutlicht die Dimension des Problems: Seit dem Jahr 2015 haben sich die US-Staatsschulden von 18,2 Billionen US-Dollar auf nunmehr rund 36,6 Billionen verdoppelt – eine Entwicklung, die auf der Website des US-Finanzministeriums einsehbar ist. Die Haushaltsbehörde des US-Kongresses rechnet damit, dass das von Ex-Präsident Donald Trump kürzlich verabschiedete Gesetz mit dem populistischen Namen „One Big Beautiful Bill“ den Schuldenstand bis 2034 um weitere drei Billionen Dollar ansteigen lassen wird.

Zinslast klettert auf neue Rekordhöhen

Mit dem Schuldenberg steigen auch die Zinsverpflichtungen der US-Regierung rapide an. Für das laufende Jahr wird erwartet, dass die Vereinigten Staaten rund 794 Milliarden Dollar allein für Zinszahlungen aufbringen müssen. In absehbarer Zeit könnte diese Summe die Marke von einer Billion Dollar jährlich überschreiten. Dirk Schumacher, Chefvolkswirt der KfW, bringt es auf den Punkt: „Es bestehen kaum Zweifel daran, dass der Schuldenstand der USA als Folge der aktuellen Gesetzgebung weiterhin in hohem Tempo anwachsen wird.“

Auch Goldman Sachs, einer der wichtigsten Akteure im globalen Finanzsystem, sieht die Entwicklung mit Sorge. Zwar erwartet die Bank keine sprunghafte Explosion der Schulden durch das neue Gesetz, doch bereits jetzt liegt das US-Haushaltsdefizit bei fünf bis sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts – ein Wert, der unter Ökonomen als kritisch gilt. Alec Phillips, Chefökonom bei Goldman Sachs, warnte in einer Analyse, dass die längerfristige fiskalische Lage der Vereinigten Staaten „nicht tragfähig“ sei.

Ökonom Rogoff warnt vor massiver Inflation

Eine besonders düstere Prognose stammt von Kenneth Rogoff, ehemaliger Chefökonom des Internationalen Währungsfonds. Er rechnet in den nächsten fünf bis sieben Jahren mit einer schuldengetriebenen Inflationskrise in den USA, bei der die Teuerungsrate auf 20 bis 25 Prozent steigen könnte. In seinem neuen Buch „Our Dollar, Your Problem“ und in mehreren Interviews beschreibt Rogoff dieses Szenario als plausible Folge der aus dem Ruder laufenden Verschuldungspolitik.

UniCredit warnt vor subtilen Krisenverläufen mit globalen Folgen

Die italienische Bank UniCredit beleuchtete in einem aktuellen Newsletter mögliche weniger offensichtliche Formen einer US-Zahlungsunfähigkeit. Während ein klassischer Zahlungsausfall als unwahrscheinlich gilt, verweist UniCredit darauf, dass die USA seit ihrer Gründung bereits achtmal auf „unkonventionelle Mittel“ zurückgegriffen hätten, um ihre Schuldenlast zu verringern. Edoardo Campanella, Leiter des Investment Institute der UniCredit, mahnt: „Angesichts der enormen Bedeutung des US-Staatsanleihenmarkts könnten selbst kurzfristige und vermeintlich kleine Verwerfungen weltweite finanzielle Erschütterungen auslösen.“

Fazit: Das Vertrauen steht auf der Kippe

Die Kombination aus explodierender Schuldenlast, wachsender Zinslast und begrenztem fiskalischem Spielraum lässt das Vertrauen in die USA als Anker der Weltwirtschaft zunehmend bröckeln. Zwar steht eine unmittelbare Krise nicht unmittelbar bevor, doch das Risikopotenzial wächst – und mit ihm die Nervosität der Märkte.