Euro auf Mehrjahreshoch – Zinsspekulationen und Fed-Debatte schwächen Dollar
Der Euro ist am Donnerstagmorgen zeitweise auf den höchsten Stand gegenüber dem US-Dollar seit dreieinhalb Jahren geklettert. Getrieben wurde die Aufwertung der Gemeinschaftswährung vor allem durch eine erneute Schwäche des Dollars, ausgelöst durch wachsende Spekulationen über einen möglichen Richtungswechsel in der Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve. Am frühen Handelstag kostete ein Euro in der Spitze 1,1717 US-Dollar – ein Niveau, das zuletzt im September 2021 erreicht wurde. Im weiteren Verlauf konnte die europäische Währung ihre Gewinne allerdings nicht vollständig halten und fiel wieder knapp unter die Marke von 1,17 Dollar zurück.
Zinsfantasie beflügelt den Euro
Die jüngste Stärke des Euro steht im direkten Zusammenhang mit den Erwartungen an eine baldige Lockerung der US-Geldpolitik. An den internationalen Devisenmärkten hat sich die Überzeugung verfestigt, dass die Fed ihren Leitzins möglicherweise früher als bislang angenommen senken könnte. Die Aussicht auf eine weniger restriktive Zinspolitik in den USA setzte den Dollar am Morgen unter breiten Verkaufsdruck – nicht nur gegenüber dem Euro, sondern auch gegenüber anderen wichtigen Weltwährungen. Parallel dazu profitierte der Euro von seiner relativen Stabilität und dem zuletzt wieder gewachsenen Vertrauen in die wirtschaftliche Erholung der Eurozone.
Personaldebatte um Powell verstärkt Unsicherheit
Zusätzliche Dynamik erhielt die Dollarschwäche durch einen Bericht des „Wall Street Journal“, der sich mit der möglichen Nachfolge von Fed-Chef Jerome Powell befasst. Demnach erwägt der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump eine vorzeitige Nominierung eines Nachfolgers – noch vor dem offiziellen Ende von Powells Amtszeit im Mai 2026. Eine solche Entscheidung könnte bereits im Herbst dieses Jahres fallen. Marktteilnehmer bewerten diese Entwicklung als hochgradig ungewöhnlich und potenziell destabilisierend, da sie eine Art „Schattenvorsitz“ in der Notenbank schaffen könnte – noch bevor ein Machtwechsel im Weißen Haus überhaupt stattgefunden hat.
Trump hatte den aktuellen Fed-Vorsitzenden in der Vergangenheit wiederholt scharf kritisiert, insbesondere wegen dessen zögerlicher Haltung gegenüber Zinssenkungen. Ein vorgezogener Personalwechsel würde nicht nur einen deutlichen Bruch mit den institutionellen Gepflogenheiten der US-Notenbank bedeuten, sondern auch unmittelbare Auswirkungen auf die Markterwartungen haben: Die Wahrscheinlichkeit für baldige Zinssenkungen steigt, was den Dollar weiter schwächt – und dem Euro zusätzlichen Rückenwind verleiht.